Märchenhelden: Die Hexe

Wer das Wort Hexe hört, denkt vermutlich sofort an “Hänsel und Gretel” (Grimm) und an das Knusperhäuschen. Diese in Deutschland wohl prominenteste alle Hexen gehört zu den meistgefürchteten Märchenbösewichten, denn sie lockt zwei arglose Kinder in ihr Haus mit dem Ziel, sie zu mästen und zu essen. Doch zur Frage, ob die Hexe wirklich böse ist, kann man geteilter Meinung sein: “Die Geschichte vom bösen Hänsel, der bösen Gretel und der Hexe” (Maar) erzählt die Geschichte im Ablauf genau so, wie man sie kennt, nur aus Perspektive der Hexe. Und die hatte nur Gutes im Sinn, bis zwei selbstsüchtige, randalierende Jugendliche auftauchten, die sie am Ende sogar ermorden.

Auch weitere Märchenfiguren können als Hexen verstanden werden, allerdings werden sie in den jeweiligen Märchen nicht so genannt, sondern als böse Fee (“Dornröschen”, Grimm), böse “Zauberin” (Rapunzel, Grimm) oder ähnliches bezeichnet. Doch wer kann schon sagen, worin sich Hexe, böse Fee und böse Zauberin unterscheiden? Eine Möglichkeit gibt es vielleicht: Hexen haben die Fähigkeit, auf einem Besen zu fliegen. Diese Beschreibung, auch, wenn sie im Märchen selten auftaucht, ist charakteristisch für Hexen. Beispiel: “Prinz Ohneschloss” (Peitz).

Eine prominente Hexe gibt es auch im russischen Märchen, die Baba Jaga. Ihr Haus ist zwar kein Knusperhäuschen, aber kann dennoch als außergewöhnlich bezeichnet werden: Es steht auf einem riesigen Hühnerbein (Hütte Hühnerbein) und dreht sich im Kreis.

Eine besondere Hexe ist vielleicht auch die Meerhexe aus “Die kleine Meerjungfrau” (Andersen), die der Titelfigur ihren Wunsch erfüllt, Beine zu bekommen. Natürlich, wie das bei Hexen so ist, für einen hohen Preis.

Hexenmärchen

  • Jacob und Wilhelm Grimm: “Hänsel und Gretel”, “Jorinde und Joringel”, “Dornröschen”, “Rapunzel”, … aus den “Kinder- und Hausmärchen”
  • Aleksander Nikolajewitsch Afanasjew: “Recke Ohnbein und Recke Ohnaug”, “Der Meereszar und die allweise Wassilissa”, … aus “Russische Volksmärchen”
  • Hans Christian Andersen: “Die kleine Meerjungfrau” aus “Sämtliche Märchen”
  • Wilhelm Hauff: “Zwerg Nase” aus “Sämtliche Märchen”
  • Otfried Preußler: “Eine schwarz, eine rot”, “Hui aus – und immerwo an!” aus “Zwölfe hat’s geschlagen”
  • Joanne K. Rowling: “Der Brunnen des wahren Glücks” aus “Die Märchen von Beedle, dem Barden”