Märchenhelden: Die fleißigen Arbeiter

Wenn man an Märchen denkt, fallen einem oft zuerst diejenigen ein, in denen es um Prinzessinnen und Prinzen geht. Doch auch das Handwerk ist stark vertreten. Manchmal mischen sich auch Märchen von Königskindern und Vertretern der “Arbeiterklasse”. Was im  Märchen gänzlich fehlt, ist so etwas wie Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl von “Märchen der Arbeiterklasse”:

Müller

Müller ist der häufigste Familienname in Deutschland. (Wenn man unterschiedliche Schreibweisen bündelt, steht “Meier” auf Platz 1.) Der Beruf des Müllers ist einer der Handwerksberufe, die der industriellen Revolution zum Opfer gefallen sind. Der früher sehr verbreitete Beruf taucht im Märchen recht häufig auf. Ein Müller kann also durchaus als “Otto Normalverbraucher” verstanden werden. Müllermärchen:

  • Brüder Grimm: Rumpelstilzchen, “Der arme Müllerbursch und das Kätzchen”, u.a. aus “Kinder- und Hausmärchen”
  • Ludwig Bechstein: “Die beiden kugelrunden Müller” aus “Sämtliche Märchen”
  • Erich Kästner: Der gestiefelte Kater aus dem gleichnamigen Kinderbuch

Schneider

Auch Schneider ist durchaus ein häufiger Familienname und im Märchen als bodenständigere Figur zu sehen. Oft jedoch zeichnet sich der Schneider im Märchen durch besondere Raffinesse (positiv) oder Pedanterie (negativ) aus. Der prominenteste Schneider ist wohl Das tapfere Schneiderlein, das die berühmten sieben Fliegen auf einen Streich erschlägt, dann Riese, Einhorn und Wildschwein besiegt und schließlich des Königs Waffenträger in die Flucht schlägt. Schneidermärchen:

  • Jacob und Wilhelm Grimm: “Das tapfere Schneiderlein”, “Der Schneider im Himmel”, “Tischchen deck Dich”, “Der Schneider und der Riese”, “Vom klugen Schneiderlein” aus der Sammlung “Kinder- und Hausmärchen”
  • Wilhelm Hauff: “Der falsche Prinz” aus den “Märchen”

Spinnerin

Abgesehen von “Rumpelstilzchen” (Grimm), der Stroh zu Gold spinnen kann, ist das Spinnen im Märchen eine weibliche Angelegenheit. In “Dornröschen” (Grimm) tritt eine alte Spinnerin auf, an deren Spinnrad sich dann der Fluch der bösen Fee erfüllt. In “Frau Holle” verletzt sich die fleißige Tochter an der Spindel. In “Die drei Spinnerinnen” (Grimm) muss eine junge Frau drei Kammern voll Flachs spinnen. Sie schafft es nur durch Hilfe der drei Spinnerinnen. Spinner/innenmärchen:

  • Verschiedene Varianten von “Dornröschen” und “Rumpelstilzchen”
  • Brüder Grimm: “Frau Holle”, “Die drei Spinnerinnen”, “Die faule Spinnerin” aus “Kinder- und Hausmärchen”

Bauer

Wie schon Schneider und Müller kann auch Bauer zu den häufigen Berufen und Nachnamen gezählt werden. Bauernmärchen:

  • Jacob und Wilhelm Grimm: “Der Bauer und der Teufel”, “Der Bauer im Himmel”, “Die kluge Bauerntochter”, “Die Rübe”, u.a. aus “Kinder- und Hausmärchen”
  • J.R.R.Tolkien: “Bauer Giles von Ham” aus “Fabelhafte Geschichten”